Ein Charismatiker verlässt die Showbühne

Am kommenden Donnerstag wird Rene Deddens in seinem Wohnzimmer in der Cloppenburger Speedway Arena an der Boschstraße seine Abschiedsgala geben. Viele seiner langjährigen Weggefährten haben ihr Kommen zugesagt: Der MSC Cloppenburg berichtete bereits. Nicht nur seine Fans, Freunde und Familie werden bei diesem Abschied dabei sein, auch für den MSC wird es sicherlich schwer werden, ihren charismatischen Publikumsliebling endgültig zu verabschieden.

Auch wir von der NBM haben uns noch einmal mit Rene unterhalten und konnten seine Karriere noch einmal kurz Revue passieren lassen und wagen einen Blick in seine Zukunft.

Hallo Rene, nach über 25 Jahren hast du angekündigt, deinen Stahlschuh jetzt endgültig an den berühmten Nagel zu hängen. Was waren deine Beweggründe dafür? 

Es hat sich etwa 1-1,5 Jahre gezogen, dass ich die Entscheidung getroffen habe. Es gibt viele Punkte, die mich dazu bewegt haben. Ich merke, dass die Luft etwas raus ist und ich nicht mehr so viel Motivation aufbringen kann. Leider ist der Hauptpunkt die Entwicklung und Lage des Sports in Deutschland. Ich erinnere mich gerne zurück, als ich 30-40 Rennen in der Saison gefahren bin. Da hat es richtig Spaß gemacht. Du warst ständig im Flow und hast dein Motorrad zu 100% gefühlt. Seit der Pandemie waren es vielleicht noch 10-12 Rennen pro Jahr. Ich hatte manchmal 3-4 Wochen gar kein Rennen und durfte dann auf einmal neben Kai Huckenbeck und zwei starken Ausländern starten – die Jungs, die voll im Saft sind und im MONAT 10-12 Rennen fahren. Du brauchst dann das Training und die ersten 1-2 Läufe, um erstmal wieder reinzukommen. Mit der Zeit kam dann irgendwann der Punkt, wo ich mir gesagt habe „Es reicht!”

Bereits in der – damals noch sogenannten – Schülerklasse A konntest du den Deutschen Meistertitel einfahren. Wie viele Erfolge konntest du seitdem noch erzielen?

Ich konnte insgesamt 4x den deutschen Einzelmeistertitel gewinnen und 8x den deutschen Meistertitel mit den Teams, für die ich gefahren bin.

Was war dein schönster oder gar wichtigster Erfolg? 

Puuuh schwer zu sagen. Auf jeden Fall der Meisterschafts-Titel in der Bundesliga mit dem AC Landshut. Landshut ist ein sehr professioneller Verein, der damals schon unfassbar gut strukturiert war. Wie du als Fahrer dort behandelt wirst, ist unvergleichbar. Besonders Gerald Simbeck legt sein ganzes Herzblut in den Verein und in den Sport. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken und kann auch heute nur „Danke“ sagen. Aber natürlich alle Titel mit dem MSC Cloppenburg. Mein Team der letzten 6 Jahren. Wir haben unfassbar viele Titel geholt.

Hast du besondere Momente, an die du gerne zurück denkst?

Auch das ist eine schwere Frage. Es sind so viele. Die Titelgewinne, die Meisterfeiern, jede Night of the Fights, viele unfassbare Menschen, welche ich heute FREUNDE nennen darf, aber auch das Kennenlernen meiner Frau Julia (was nur durch den Sport passiert ist).

Wer waren die Personen, die dich geprägt und unterstützt haben? Und warum?

Zuerst natürlich meine Eltern, die jede Sekunde und jeden Cent in mich investiert haben. Sie sind mit mir quer durch Europa gereist und haben mich immer unterstützt. Dasselbe gilt für Wiebke und Meik Lüders, mit denen ich die ersten 12 Jahre meiner Karriere zusammengearbeitet habe und Meik mir beigebracht hat, wie es linksrum geht. Ansonsten jeder einzelne Sponsor oder Unterstützer. Meinen Mechanikern Max, Ramon, Cippi, Tim, Keijo und zuletzt Chris kann ich nicht genug Dank aussprechen. Ohne die Jungs wäre ich nicht ein Rennen oder gar eine Runde gefahren. Der Erfolg und alles was damit zusammenhängt – gehört den Jungs. Ich bin nur im Kreis gefahren. Die wirkliche Arbeit haben die Jungs geleistet. Danke!!!!!!

Du hast in der Bahnsportszene einen sehr großen Freundeskreis, auch zu den Sportlern selber. Wer sind deine engsten Freunde, mit denen du die Matches besonders genießen konntest?

Ganz klar – Kai Huckenbeck. Jeder weiß um unsere enge Freundschaft und was wir zusammen erlebt haben. Aber auch Anders Thomsen und Robert Lambert. Wir haben so viele Urlaube gemeinsam verbracht. Die Jungs haben mich in ihre Grand Prix Teams mit aufgenommen und die Zeit abseits der Tracks ist unbezahlbar. Die Erinnerungen und Meilensteine im Leben werde ich niemals vergessen und auf ewig dankbar sein. Es gibt aber noch viele Namen mehr…. Und selbstverständlich auch all meine Mechaniker, sowie Sönke Petersen.

Natürlich hast du für dein Abschiedsrennen viele deiner Freunde eingeladen, gegen dich anzutreten. Auf wen freust du dich aber am meisten?

Tatsächlich auf alle! Das Rennen ist etwas Besonderes für mich. Die Fahrer wurden ja bereits vorgestellt. Zudem waren sicher: Mikkel Michelsen und Tai Woffinden. Aufgrund schwerer Verletzungen mussten beide aber leider absagen. Aber ich freue mich auch, dass Mikkel Bech (Karriereende 2019) für mich zurück aufs Motorrad steigt.

Bist du auch schon gegen alle deiner Abschieds-Mitstreiter gefahren, oder gibt es jemanden, der das erste Mal gegen dich antritt?

Haha, ist das eine Fangfrage zu Gerüchten die umherkreisen. Ich halte mich zurück und lassen wir uns überraschen, ob dort jemand sein wird, gegen den ich noch nie gefahren bin. Was ich sagen kann – das U21 WM Semi in Lonigo (Italien) 2013 war schon sehr stark besetzt.

Mit 32 Jahren bist du eigentlich im besten Alter eines Speedway-Sportlers. Auch wenn du selber zukünftig nicht mehr am Gashahn drehen wirst, bist du dabei, in den offiziellen Bereich zu wechseln. Wie kam es zu dieser Idee?

Das ist richtig. Die erste Idee kam von René Schäfer. Aber auch Josef Hukelmann, Matze Bartz und einige andere haben mich darauf angesprochen. Wir haben viele Gespräche geführt. Der Sport prägt mein ganzes Leben und ich kann nicht ganz weg davon. Ich unterstütze 2-3 Fahrer bereits seit längerem und versuche ihnen das zu vermitteln, was ich zu spät gelernt habe. Ich möchte, dass wir in Zukunft wieder etwas mehr in der Welt mitreden können. Meine Frau Julia und auch mein Schwiegervater Tony Briggs haben mich ebenfalls auf den Weg geführt. Aber mal sehen, wohin die Reise geht.

Beim Grasbahnrennen in Werlte hast du bereits einen Rennleiter-Assistenten-Einsatz gehabt. Siehst du, auf die Vergangenheit geblickt, jetzt vielleicht auch einiges anders, was Entscheidungen anging?

Ich hatte im Jahr 2024 insgesamt sechs Einsätze als Assistenz-Rennleiter. Ich wollte so viel wie möglich mitnehmen, um die Seite zu lernen, aber auch zu verstehen. Ich bin ein Praktiker. Du kannst noch so viel in der Theorie lernen, wenn du es in Praxis nicht hinbekommst, bist du verloren. Zurück zur Frage: vielleicht gibt es eine Kleinigkeit, die ich nun verstanden habe. Letztendlich gibt es aber auch nicht viel, was anders ist. Es gibt Regeln und Formalitäten, die einzuhalten sind. Als Fahrer und Offizieller!

Wird der Rennleiter nun deine neue Aufgabe werden, oder schielst du noch nach anderen Positionen? Vielleicht Schiedsrichter?

Wie bereits gesagt – mal schauen wo die Reise hingeht. Stand heute ist der Schiedsrichter keine Option für mich. Ich mag es, an den Fahrern dran zu sein und mit denen zusammen zu arbeiten.

Vielen lieben Dank Rene für das Interview. Für deine persönliche Abschiedsgala wünschen wir dir von der NBM natürlich viel Erfolg und für deinen weiteren Werdegang im Bahnsport sowie als frischgebackener Ehemann mit der Frau Julia privat natürlich alles Gute.

 Dankeschön für das Interview und die lieben Worte am Ende. Dankeschön auch für euren ehrenamtlichen Einsatz überall die Jahre. Ihr lebt den Sport genau wie ich. Ohne euch würde sich auch für uns nichts drehen. Dankeschön.